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Wetterrückblick

» Ein September, der ein Sommer war «

06. Oktober 2023 | Wetterrückblick|0|

Schillingsfürst | Wer vom Sommer noch nicht genug hatte, der bekam eine kostenlose Verlängerung. Quasi mit nahtlosem Übergang gab der Sommer eine Zugabe bis zum Monatsende. In der Bilanz ist der erste meteorologische Herbstmonat gespickt mit neuen Wetterrekorden, auf deren Aufzählung sich dieses Mal beschränkt werden kann.

Der Eibisch blüht nochmal

Fangen wir beim Sonnenschein an: Bei einer Sonnenscheindauer von 280,3 Stunden war der Monat um 113 Stunden oder 67 Prozent zu sonnig. Zum Vergleich: Im September 1952 schien das Fixgestirn nur 91 Stunden lang. Jetzt aber erlebte die Region den sonnigsten September seit mindestens 124 Jahren, als mit der Messung der Sonnenscheindauer begonnen wurde. Bisher führend war der 9. Monat des Jahres 1959 mit 272 sonnigen Stunden. Erstmals gab es zwei Jahre in Folge keinen einzigen sonnenscheinlosen Tag und der 4. September ging bei einer Sonnenscheindauer von 12 Stunden und 58 Minuten als bislang sonnigster Herbsttag in die Annalen ein. Erstmals schien die Sonne gleich an 18 Tagen länger als zehn Stunden, womit die bisherige Bestmarke aus dem Jahr 1959 mit 16 Tagen überboten wurde. Davon schien das Fixgestirn sogar an acht Tagen länger als zwölf Stunden, womit die bisherigen Bestmarken von drei Tagen aus verschiedenen Jahren geradezu pulverisiert wurden. Wie schon 1959 gab es nur einen einzigen trüben Tag, aber 16 heitere Tage. Hier liegt 1959 mit 18 heiteren Tagen noch in Front. 

Kommen wir zur nächsten Superlative: zu den Temperaturen. Hier lag das Monatsmittel bei 16,2 Grad, was den Monat als 2,6 Grad zu warm ausweist und als viertwärmsten September in einer Reihe seit 1945 sieht. In Rothenburg war es mit 17,6° C so warm wie nie zuvor; dort darf man vom wärmsten September seit Aufzeichnung der Temperaturen vor 145 Jahren ausgehen. Dabei waren jetzt die Tage mit einer positiven Abweichung von 4,8 Grad mit im Schnitt 24,2 Grad als Höchsttemperatur so warm wie nie zuvor. Andererseits waren die Nächte über dem Erdboden wegen der fehlenden Wolken sogar um 0,3 Grad zu kalt. 26 Tage waren jetzt zu warm; nur vier Tage zu kalt. Die Schwankungsbreite der Temperatur zwischen Tag und Nacht war noch nie so hoch wie heuer (15,1 Grad; bisher 2018: 14,8 Grad). Lediglich an vier Tagen lag die Tageshöchsttemperatur unterhalb der 20-Grad-Marke; auch das ist ein neuer Rekord (bisher 1961: ebenfalls 4 Tage). Bleiben wir gleich bei einem weiteren Rekord: Der Monat brachte 26 warme Tage über 20 Grad, das sind zwölf Tage mehr als üblich und zwei Tage mehr als bei der hisherigen Bestmarke von 24 warmen Tagen im September 1999. Ferner zählte man 13 Sommertage über 25 Grad; hier blieb die Bestmarke aus dem Jahr 1982 mit 14 Tagen noch knapp unangetastet. Darüber hinaus wurden schon zwei Nächte mit Bodenfrost und noch zwei Sommernächte mit Tiefstwerten nicht unter 15 Grad gemessen. In einer Bodentiefe von einem Meter lag die Minimumtemperatur bei 16,3 Grad; nur 2003 (17,0 Grad) und 2016 (16,6 Grad) war dieser Wert höher. 

Sommeridylle am Wettringer Badeweiher

Übergangslos geht es zum nächsten Highlight: Wir sind bei der Niederschlagsspende gelandet und diese gibt bei lediglich 11,8 Liter Niederschlag ein Minus von 46 Litern oder 20 Prozent aus. Nach dem Krieg war dies der 4. trockenste Herbstauftakt nach 1959 (3,9 Liter), 1948 (11,1) und 1969 (11,2  Liter). Zum Vergleich: Im September 1957 regnete es 170,3 Liter. Der maximale Tagesniederschlag datiert heuer vom 21.9. und lag bei 3,5 Liter. Nie zuvor hat es am niederschlagsreichsten Tag des Monats einen so niedrigen Wert gegeben (bisher 1959: 3,7 Liter). Statt wie üblich an 12 Tagen regnete es jetzt nur an sieben Tagen; davon an vier Tagen mehr als einen Liter. Die Niederschlagsmengen im westlichen Landkreis Ansbach lagen zwischen 9,7 Liter in Dinkelsbühl und 14,6 Liter in Wörnitz. 

Bliebe noch der Blick auf die Windverhältnisse: Der eher windschwache Monat brachte nur an vier Tagen Windstärke 6. Die stärkste Windböe bescherte der 21. des Monats mit 59,8 km/h; es war immerhin die stärkste Septemberböe seit 2019 (damals 84 km/h). Der Wind blies jetzt so selten aus Westen, wie seit 15 Jahren nicht mehr; nur 2008 du 2002 gab es noch weniger Westwind. Dafür muss man bis ins Jahr 1980 zurückgehen, um einen September mit noch häufigerem Südostwind auszumachen. Mehr Ostwind blies nur 1959 und 2010. 

Heinz Meyer

Fotos: Titelbild: Ein Herz für Geslau © S. Lieb | Bilder im Text © Heinz Meyer | Bild links: Der Eibisch blüht nochmall | Bild rechts: Sommeridylle am Wettringer Badeweiher 


Icon Durchschnittstemperatur
ø-Temperatur
16,2 C°
2,6 C° zu warm



Niederschlag Icon
Niederschlag insgesamt
11,8 Liter
+ 46 Liter zu wenig


Sonnenscheindauer.
Sonnenschein
208,3 Stunden
113 Stunden mehr als üblich


Icon Spitzenboe
Stärkste Windböe
59,8 km/h
am 21. September 2023

 


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